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Meldung im Detail


Ewige Profess von Pater Zacharias

10. Oktober 2011

Pax!
Predigt von Vater Abt Gregory zur Feierlichen Profess von Pater Zacharias am 9. Oktober 2011, dem Gedenktag des Patriarchen Abraham

Lieber Bruder Zacharias,

unsere heutige feierliche Liturgie ist auf keinem Fall die erste in deinem Leben, in der du dich auf dem Boden einer Kirche ausstreckst! Aber wenn du dich heute auf dem Boden unserer Basilika ausstreckst, ist das ein tief bewegendes Bild des Schrittes, den du in diesem Moment deiner geistlichen Reise machst. Diese Austreckung symbolisiert die Selbsthingabe, die du während dieser Liturgie vollziehen wirst: Ein Geschenk, das wir als deine monastische Gemeinschaft gerne annehmen und durch unseres Gebet besiegeln wollen.

In den letzten fünf Tagen habe ich versucht, dich zu begleiten, als du dich auf diesen schönen Tag vorbereitet hast. Zusammen haben wir über das fünfzehnte Kapitel des Johannesevangeliums meditiert, das Evangelium, das in dieser Messe verkündet wurde. Aber, auch wenn ich gesagt habe, dass ich dich begleitet habe, könnte ich besser sagen, dass auch du mich in diesen Tagen begleitet hast – ich als der neue Abt, aber du als ein echter Abbas, ein Mann mit so vielen geistliche Erfahrungen aus deiner Lebensgeschichte als Priester und Seelsorger im Bistum Mainz. Als wir zusammen diese wunderschönen Worte Christi gelesen haben, haben wir auch die Gegenwart und die Führung seines Heiligen Geistes erlebt. Durch die Kraft des Evangeliums hat er uns berührt und erleuchtet.

In IHM bleiben

An jenem Abend, an dem er verraten wurde, sagte der Herr Jesus zu seinen Jüngern: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ Wir brauchen natürlich keine monastische Profess, um dieses Bleiben in Christo zu bewahren. Wie wir uns am Anfang der heutigen Liturgie erinnert haben, entspringt diese Einheit mit Ihm aus der Taufe. Obwohl in der Vergangenheit viele wichtige christliche Denker von der monastischen Profess als einer Art zweiter Taufe gesprochen haben, erkennen und bekennen wir seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, dass es in der Kirche eigentlich nur eine einzige Taufe gibt: unum baptisma in remissionem peccatorum. Seit wir getauft worden sind, wohnt die Heilige Dreifaltigkeit in uns als ihrem eigenem Tempel. Das gehört grundsätzlichen zum Christsein.

Obwohl aber die Profess keine zweite Taufe ist, ist sie doch mit der Taufgnade tief durchprägt. Jede Weihe ist eine Art von Tauferneuerung. Heute in dieser Tauferneuerung wirst du, Zacharias, von Gott tiefer in das Geheimnis Christi hineingerufen, tiefer in das Bleiben-in-Ihm, vor allem als Mönch dieser Gemeinschaft im Heilgen Land. Das stellt an dich – aber auch an uns – eine wichtige Frage: Wie können wir in Ihm bleiben, damit Er immer stärker in uns bleiben kann? Die Feier einer Ewigen Profess ist eine gute Gelegenheit für alle Mönche, über den Sinn unserer monastischen Berufung nachzudenken.
Ich möchte in diesem Sinne heute drei Vorschläge machen.

Die Lectio divina

Der erste: Wir werden in Ihm bleiben, wenn wir uns regelmäßig mit Seinem Wort beschäftigen und es lesen, meditieren und beten. Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu Euch gesagt habe.“ Dieser regelmäßige, alltägliche Kontakt mit dem Wort Gottes in der Heiligen Schrift durch die lectio divina ist die vollkommenste Quelle der Reinigung des Herzens und des Aufbaus des Glaubens im monastischen Leben. Durch sie hören wir die Stimme Christi, die Stimme des Brautigams der Kirche, die Stimme dessen, der uns mit ewiger Liebe liebt.
Sein Wort ist unseren Füßen immer eine Leuchte. Durch Sein Wort lernen wir, was der Wille Gottes sowohl für unser eigenes Leben als auch für das Leben unseres Klosters bedeutet. Der Theologe Hans Urs von Balthasar ermahnt uns, dass wir das Wort Gottes seinen Weg in uns und durch uns gehen lassen dürfen. Dabei verbindet uns Gott in der Kraft des Heiligen Geistes mehr und mehr mit Christus. Das Wort Gottes, meditiert und gebetet, ruft uns zu Bekehrung und gibt uns dabei immer neue Kraft, in Christus zu bleiben und unser Verhältnis zu Ihm zu festigen. Die heutige Feier lädt uns – zuerst dich, Zacharias, aber auch uns als deine Gemeinschaft – ein, immer intensiver Menschen zu werden, die vom Wort Gottes begeistert sind.

Die Feier der Liturgie

Die zweite Weise, in der wir in Ihm bleiben können, ist durch unsere regelmäßige Teilnahme an der Feier der Heiligen Liturgie. Das gilt nicht nur für die Hochfeste und die schönen
Momenten des monastischen Lebens wie eine Feierliche Profess. Es gilt für das alltägliche Leben und vor allem für jene Tage, wenn die Liturgie nicht so schön erscheint oder wenn wir nicht so begeistert sind von der Romantik der Liturgie. Aber wie Papst Benedikt XVI. so oft predigt: Der echte Beweis der Liebe ist immer die Treue. Dass die Heilige Liturgie ein echtes Werk der Liebe werden kann; dass sie eine lebendige Quelle der Gnade werden kann; dass wir die Psalmen singen, wie Johannes Cassian gesagt hat, als ob wir sie selbst geschrieben hätten; – all das erreichen wir nur mit der Zeit und mit Geduld. Es braucht Selbstdisziplin und regelmäßige Präsenz im Chor und es braucht die Treue zu den Werten des monastischen Lebens. Aber vor allem braucht es Liebe. Die heutige Feier lädt uns ein – dich, Zacharias, aber auch uns als deine Gemeinschaft – immer tiefer Menschen zu werden, die ihren ganzen Lebenstil von dieser Liebe für die Heilige Liturgie gestaltet lassen.

Leben nach dem Vorbild Christi

Schließlich bleiben wir in Ihm, wenn wir auch leben, wie Er gelebt hat. Im Johannesevangelium und vor allem im dem dreizehnten Kapitel sehen wir, dass das Leben in Christus heißt, die andere Menschen für Ihn zu lieben. Unser Heiliger Vater Benedikt lehrt uns in seiner Mönchsregel, dass in jedem Menschen, den wir treffen – die Brüder im Kloster, die Gäste, die Kranken und Armen, der Abt – dass in jedem Mensch Christus zu uns kommt. Christus, der geliebte Herr unseres Herzens. Er hat sich selbst für uns erniedrigt, um das göttliche Leben und die Liebe mit uns zu teilen.


Gottes Selbsthingabe als Beispiel für uns

Während dieser Woche, lieber Zacharias, haben wir oft gesprochen von diesem größten Geheimnis, dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes. Er, der allmächtige, ewige und unsichtbare Sohn kam in der Gestalt eines Knechtes zu uns, hat sich zu uns geneigt hat und hat sich auf den Boden gekniet, unsere Füße zu waschen. Er macht das nur, weil Er uns liebt und schätzt, nicht als Seine Diener, sondern als Seine Freunde. Und was sagt Er uns darüber? – „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an Euch gehandelt habe.“

Lieber Zacharias, heute machst du das Selbstgeschenk an Gott, aber auch an deine Brüder in Jerusalem, Tabgha und Hildesheim. Mit Dankbarkeit und Freude nehmen wir dieses Geschenk an, wie auch Gott es annimmt. Wenn du dich gleich hier auf dem Boden unserer Dormitio-Basilika ausstreckst und danach dein Suscipe singst, gib alles Gott, gib es Ihm mit der Zuversicht, dass jeder Mensch, der dieses Geschenk Gott und der Gemeinschaft der Brüder macht, und nichts für sich selbst zurückbehält, nie scheitern wird in seiner Hoffnung.