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Blick aus einer Seitengasse auf die Dormitio-Basilika Blick aus einer Seitengasse auf die Dormitio-Basilika Historische Wahrheit und wissenschaftliche Gewissheit sind in einer Stadt, die von so vielen Bekenntnissen durchformt und vom Blut so vieler Glaubender durchtränkt ist, keineswegs selbstverständlich. Umso wichtiger und prägender werden dann genau diese Bekenntnisse und Traditionen, die von Generation zu Generation weitergeben werden.

Das geschieht in mündlicher Form, manchmal auch in schriftlicher Form, in einzelnen Fällen auch in Stein. – Das moderne Jerusalem steht auf einem ganzen Packen solcher mündlicher, schriftlicher und steinerner Traditionen und Bekenntnisse. Manches, was man auf den ersten Blick sieht und wahrnimmt, mag noch jung sein angesichts von über dreitausend Jahren Stadtgeschichte. Doch die Wurzeln reichen tief.

Die wechselhafte Geschichte des Ortes

Auch unsere Dormitio-Basilika ist mit ihren knapp einhundert Jahren relativ jung. Doch sie steht auf alten steinernen und mündlichen Zeugen des christlichen Glaubens: Als der Abendmahlssaal in der Zerstörung Jerusalems durch die römischen Truppen 70 n.Chr. verloren geht, wird auf dem Zion eine judenchristliche Synagoge errichtet, später als „Kirche der Apostel“ bezeichnet. Im vierten Jahrhundert wurde sie um eine kleinere Kirche erweitert. Zu Beginn des fünften Jahrhunderts ersteht an dieser Stelle mit der „Hagia Sion“ eine große byzantinische Basilika, die jedoch schon 614 beim Einfall der Perser wieder zerstört wird. Erst die Kreuzfahrer errichten im 12. Jahrhundert eine neue Kirche, größer als alle ihre Vorgänger. Santa Maria in Monte Sion heißt sie. Doch als die Muslime den Kreuzfahrern 1187 die Stadt wieder entreißen, schleifen sie viele Spuren der kurzen christlichen Zeit. Die steinernen Spuren der Santa Maria findet man nur noch im Bereich des heutigen Abendmahlsaales und tief im Boden unter unserem Kloster und unserer Kirche.

Als die Deutschen sich Ende des 19. Jahrhunderts daran machen, das Grundstück auf dem Zion zu bekommen, ist es immer noch ein Trümmerfeld, hinter dem der Komplex des Nebi Daoud aufragt.

Zwei Steine haben die einheimischen Christen während der Jahrhunderte im Blick behalten: Sie verehrten sie als Steine aus dem Wohn- und Sterbehaus Mariens. Diese beiden Steine haben im Erdgeschoss auf der Außenseite des Turmes ihren Platz gefunden, wo noch heute orientalische Christen hinkommen, um hier zu beten.