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Eine kleine Vorgeschichte


Der Gebäudekomplex des Abendmahlssaales auf dem Zion. - Ihn hätten die Katholiken gerne bekommen.

Das gewaltige und gewaltbereite Interesse der Europäer am Heiligen Land war nach den Kreuzzügen zunächst weitgehend versiegt. Erst Napoleons Ägyptenfeldzug (1798-1801) lenkte ihren Blick wieder auf den Orient. Durchaus im Geiste einer fromm bemäntelten Kolonialpolitik beeilten sich nun die europäischen Mächte, im Land der Bibel aufzuschlagen. Waren es in den Jahrhunderten zuvor vor allem die Franziskaner, die sich außer den einheimischen orientalischen und orthodoxen Kirchen um die Pilgerstätten und die wenigen Christen vor Ort kümmerten, kamen nun nach und nach Christen aller europäischen Konfessionen und Nationen ins Heilige Land. Sie bauten Pilgerhäuser, wie z.B. das Österreichische Hospiz im Zentrum der Altstadt Jerusalems, Kirchen und Klöster oder gründeten wie die deutschen „Templer“ ganze Siedlungen.

„Deutsches“ Engagement im Heiligen Land

Vor dem Hintergrnd des sich erst langsam entwickelnden deutschen Staatsgebildes unter Führung der Hohenzollern bekam auch „deutsches“ Engagement im Heiligen Land erst nach und nach ein Gesicht. Besonders augenfällig war schließlich die Orientreise Kaiser Wilhelms II. im Jahr 1898. Im Rahmen dieser Reise weihte der Kaiser persönlich am Vormittag des Reformationsfestes am 31. Oktober die evangelische Erlöserkirche in der Nähe der Grabeskirche in Jerusalem ein. Am Nachmittag des gleichen Tages übergab er in einer feierlichen Zeremonie jenes Grundstück auf dem Berg Zion an den Deutschen Verein vom Heiligen Lande, auf dem in den folgenden Jahren unser Kirche und unser Kloster entstehen sollten. – Um dieses Grundstück in unmittelbarer Nähe des Abendmahlssaals überhaupt zu bekommen, waren etliche Jahre diplomatischer und politischer Aktivität und zuletzt der persönliche Einsatz des Kaisers bei Sultan Abdülhamid II. in Istanbul erforderlich gewesen.