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The Abbot's Blog


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Leben und Gewalt

Manchmal bringt der Alltag Bilder zustande, die man als Postermotiv einfach nur kitschig finden müsste.

Heute beim Mittagessen stand ich vor einem solchen Bild. Besser: Ich saß quasi davor. Ich war schon fertig mit dem Essen, habe auf die Tischlesung gehört – und aus dem Fenster geschaut. Man sieht da erst mal nicht viel, denn das meiste der Aussicht besteht im Blick auf die recht hohe Mauer des griechischen Friedhofs. Diese Mauer ihrerseits wird von einer Lage Stacheldraht gekrönt. Und auf eben diesem Stacheldraht saßen zwei Tauben und haben kleine Tauben gemacht...

Selbst wenn ich eine Kamera beim Mittagessen dabei gehabt hätte, würde ich das Bild selbst kaum hier teilen. – Aber beschäftigt hat es mich schon, dieses Miteinander von Tod und Leben, von Gewalt und Zuwendung. Von Krieg und Frieden, wenn man das so beschreiben darf.

Manchmal scheint das Leben einfach kitschig zu sein. – Aber es ist eben auch selbst der beste Beweis dafür, dass es letztlich über alle Gewalt, über alle Mauern und Zäune und über den Tod siegt.

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Wo ein Wille, da ein Weg

Für die einen klingt es romantisch, wenn man sagt, dass Klöster und Mönche in Jahrhunderten denken. Andere mögen das als schwerfällig empfinden.

Der neue „Josephs-Weg” in Tabgha. Dass beide falsch liegen, zeigt der heutige Tag. Denn es hat einerseits nichts romantisches, wenn man sich Gedanken macht um seinen Weg. Im Gegenteil. Und andererseits sind Klöster und Mönche durchaus daran interessiert, sich zu bewegen, und zwar möglichst schnell und effektiv.

Was ist geschehen?

Schon seit etlichen Monaten suchen wir in Tabgha nach einem schnellen und guten Weg, nämlich zwischen dem Kloster und der Wäscherei, die in einem kleinen Fertighäuschen auf der Klosterwiese untergebracht ist. Bislang war die Verbindung entweder sauber über die bestehenden Wege und Treppenstufen, um einige Ecken und Kurven – oder sie war kurz, entlang der Luftlinie mitten durchs offene Gelände und damit entweder staubig oder matschig, je nach Regenaufkommen.
Wegebauer: Matthias und Josef. Dank des Einsatzes unserer Volontäre Josef und Matze ist da nun Abhilfe geschaffen und da, wo vor einem Jahr Pater Matthias noch den Versuch einer kleinen Tomatenplantage gestartet hatte, verläuft jetzt ein neuer, sauberer Schotterweg. Heute morgen wurde er feierlich eröffnet, der „Josephs-Weg”. Zwei kleine Videos dazu gibt's auch, nämlich hier. Schmutzige und saubere Wäsche kann also ab jetzt auf kurzem und sauberen Wege zwischen Kloster und Wäscherei transportiert werden.

Klöster und Mönche – mit Unterstützung – können sich ganz schnell bewegen. Und genau deshalb werden sie auch so alt...

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Einfach umgekippt

Womöglich waren es ganz einfache und praktische Gründe. Vielleicht, weil er gestern nachmittag abgereist ist. – Die Geste zumindest wirkte auf mich beeindruckend:
Gestern morgen in der Eucharisitiefeier zum Fest der Taufe des Herrn, als wir zur Gabenbereitung noch einmal einen der Weihnachtsschlager sangen, fiel mein Blick auf einen älteren Herrn in der ersten Reihe, als ihn das Kollektenkörbchen traf. Selbiges stellte er sich dann auf den Schoß und kippte kurzerhand das geöffnete Münzenfach seines Geldbeutels in das Körbchen hinein... Wie gesagt, vielleicht ist er gestern noch nach Deutschland zurück und wollte verständlicherweise kein Kleingeld mehr mitschleppen.
Es sah einfach gut aus. Geben, ohne nachzudenken.

Wenn das im Guten geschieht, kann das doch nur ein schönes Bild sein für den Alltag, der heute auch im Kloster nach den Weihnachtsfeiertagen und unserer Werkwoche in den vergangenen Tagen wieder beginnt.
In diesem Sinne und mit als Wunsch an uns und Euch verstanden, melde ich mich auch hier im Kloster-Blog zurück: Geben wir Gutes, und denken wir nicht zu viel darüber nach!

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Ein Spiegel unseres Lebens (27. Türchen)

In den Häusern, in denen wir leben, gibt es viele wichtige „Türchen“. Das gilt für unsere wirklichen Häuser nicht weniger als für das Haus unseres Lebens. Wir haben uns einige dieser Türchen in den Tagen des Advents genauer angeschaut.

Es ging um Dinge, die wir einfach zum Leben brauchen, und wertvolle Dingen, die das Leben schöner machen. Es ging um unsere Wurzeln und unsere Fragen, wo es hingeht, um unser Dasein für die Anderen und unser Mitsein mit den Anderen. Es ging um darum, wie die Welt in uns hineinkommt und wie wir tief drinnen gestimmt sind, wie offen wir sind und wie wir uns öffnen. Es ging um das Licht, das in uns hineinfällt, und das, das nach Außen strahlt. Es ging um die Freude eines Kindes und die Hoffnung eines Sterbenden.

Viele wichtige Türen in unseren Häusern und unserem Leben. – Im letzten „Türchen“ dieses Adventskalenders spiegeln sie sich alle wieder. Versucht es: Ihr könnt alle Fragen des Lebens an diese Tür stellen, und sie wird sie beantworten. Denn es ist ja die Tür zum Leben. Von Menschenhand gemacht zwar, doch letztlich nicht verfügbar für uns.
Der Eingang zur Geburtskirche in Bethlehem. Die „Pforte der Demut“, die in das Innere der Geburtskirche in Bethlehem führt, lässt jeden Einzelnen und selbst bei größtem Pilgerandrang nur einen nach dem anderen dem Herrn des Lebens und der Schöpfung begegnen. Unser Leben ist ihm wichtig und wertvoll, deshalb steigt er zu uns hinab.

Er wird für uns Mensch, um uns die Türen und Toren des Lebens, des vollen und erlösten Lebens zu öffnen. – Jedem einzelnen von uns und uns zusammen.
Macht hoch die Tür‘, die Tor‘ macht weit!

Ich wünsche Euch allen einen guten und gesegneten Weg in die Heilige Nacht und in das neue Jahr des Lebens hinein!

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O Immanuel! (26. Türchen)

Für diesen vorletzten Tag hatte ich eigentlich ein anderes Türchen eingeplant. Aber dann kam vor ein paar Tagen eine Mail von einer treuen Blog-Leserin mit einem angehängten Bild.

Das Tor zur Seitengasse der Dormitio. Also entschloss ich mich kurzerhand umzudisponieren. Irgendwie hat das ja auch mit Advent und der Ankunft des Herrn zu tun. Denn planen wird man da nicht viel können. Wir wissen weder wann noch wie Er (wieder-)kommen wird. Man kann und muss jederzeit damit rechnen, dass Er vor der Tür steht.

Und mehr noch: Das kleine Tor, das wir im Bildvordergrund sehen, trennt die seitliche Gasse entlang des Klosters vom Hauptweg ab. Dabei wirkt es fast eher wie ein Zaun, man muss genau hinschauen, damit man das Tor selbst erkennt. – Auch das mag ein Bild für die Ankunft des Herrn, denn unerkannt steht Er mitten unter den Menschen, sagt Johannes der Täufer.

Immanuel, der Gott mitten unter uns: Wie oft laufen wir an Ihm vorbei? Wie oft verkennen oder verwechseln wir Ihn? Wie fest ist unser Bild von Ihm, dass wir Ihn vielleicht gar nicht mehr wahrnehmen können, weil wir nicht Ihn selbst, sondern nur dieses Bild suchen? Trauen wir ihm zu, auch unscheinbar in den Seitengassen unseres Lebens, aber eben in unserem Leben aufzutauchen?

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein...

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O Rex Gentium! – O König der Völker! (25. Türchen)

Wir haben schon viele wichtige Türen der Dormitio in diesem Adventskalender kennen gelernt. Die Liste wäre aber nicht vollständig ohne die heutige Tür.

Die Treppe zu unserem Klosterfriedhof. Dabei ist sie noch nicht einmal eine echte, sichtbare Tür, denn wir schauen auf den Treppenaufgang zu unserem Klosterfriedhof. Die eigentliche Tür, die entscheidende Schwelle, die dazu gehört, ist nicht auf einem Foto abbildbar. Doch sie gehört zum Leben dazu. Zu Leben eines jedem, denn wir alle sind aus Erde geschaffen, wie es in der heutigen O-Antiphon heißt.

So gehört diese Schwelle zum Leben von Juden, Christen und Muslimen, von Buddhisten und Hindus, von Atheisten und Agnostikern, von Unentschlossenen und Gleichgültigen.
Doch was empfinden sie im allerallerletzten Moment, wenn sie auf dieser Schwelle stehen? – Empfindet jeder an dieser Stelle Reue und Scham angesichts dessen, was in seinem Leben nicht geglückt ist? Sehnt sich jeder nach Heil und Heilung? Halten sie vielleicht wirklich alle Ausschau nach dem König der Völker, den alle ersehnen?

Diese Schwelle gehört auch zum Leben des Kindes in der Krippe. Doch seit Er diese Schwelle überschritten hat, steht die Tür offen und die Architektur von Tod und Leben hat sich verschoben. Er ist nun der König aller Völker, ist der Eckstein, der das (vormals) Getrennte eint und zusammenhält. Über die Schwelle des Todes hinweg in das Reich des Lebens beim Vater.

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O Oriens! – O Aufgang! (24. Türchen)

Oriens! O Aufgang, Ort und Richtung des Aufgangs der Sonne. – Genau dahin bin ich jetzt wieder unterwegs.
Nach einem kurzen aber intensiven Sitzungswochenende in Rom sitze ich im Flugzeug und bin auf dem Weg nach Hause und schreibe dieses „Türchen“. Dabei habe ich mal wieder einen bemerkenswerten Sicherheitscheck hinter mir. Manchmal empfinde ich es fast als eine Art von ganz eigenem Kompliment, dass man als Mönch wie ein Schwerverbrecher behandelt wird… O Orient!

Sonnenlicht durch ein Fenster in der Kuppel der Basilika. Man schaut eigentlich automatisch dahin, wo das Licht herkommt, und je dunkler das eigene Umfeld, umso automatischer und mit um soviel mehr Aufmerksamkeit wendet man sich der Lichtquelle zu. Wenn das Licht dann noch gebrochen wird, gar durch buntes Glas wie im Fenster auf unserem heutigen Kalenderbild, wirkt es noch interessanter.

Die eigenen Dunkelheiten können dabei solcher Art sein wie mein Sicherheitscheck heute früh: Sie verfliegen recht schnell wie auch die meisten Tunnel ein Ende haben. Doch es gibt auch Dunkelheiten, in denen Menschen tiefer und hilfloser gefangen sind oder sich gefangen fühlen.
Das macht in diesen dunkelsten Tagen des Jahres auch den Zauber der adventlichen und weihnachtlichen Lichter und Kerzen aus. Das lässt aber vor allem auf das wahre Licht hinblicken, dem wir entgegengehen. Und ob ich nun Mönch bin oder Schwerverbrecher, bete ich heute gerne im Namen aller, die es selbst nicht können oder wollen: Du Sonne der Gerechtigkeit,komm, o Herr, und erleuchte uns!

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O Clavis David! – O Schlüssel Davids! (23. Türchen)

Nein, das auf dem Bild ist natürlich nicht der Schlüssel Davids, das ist einfach mein Schlüsselbund. Der hat zwar lange nicht die Macht und die Gewalt wie der Schlüssel Davids, sondern schließt gerade einmal viele Türen in unserer Abtei. Aber er kann etwas anderes deutlich machen, was uns dann schon wieder auf den Schlüssel Davids, auf den kommenden Herrn und Messias verweist.

Ein Schlüsselbund... An meinem Schlüsselbund nämlich sind verschiedene Schlüssel, große und kleine, klassische und moderne, solche für eine Tür und solche für mehrere. Kurzum: Ich komme damit auch durch verschiedene Türen und an verschiedene Schränke.

Übertragen auf unser Leben ist das hingegen schon eine Herausforderung und oftmals einfach auch eine Unmöglichkeit. Wenn wir nämlich miteinander umgehen, können wir längst nicht immer bei unserem Gegenüber alle Türen öffnen bzw. öffnen ihm nicht unsere Türen. Manche Pforte und mancher Schrank bleiben geheimnisvoll, ängstlich oder demonstrativ einfach zu.
Es scheint mir, als hätten wir oft eher angefangen von Bauchgefühlen bin hin zu objektiven Gründen Schlüssel und Schlösser, die nur abschotten als dass sie uns beim Vorankommen und Erreichen helfen wie mein Schlüsselbund in der Abtei.

Da trifft der Hilferuf an den kommenden und menschgewordenen Herrn mitten ins Schwarze: O Schlüssel Davids…, du öffnest und niemand schließt, du schließest und niemand öffnet. – Komm, o Herr, und befreie aus dem Kerker den Gefangenen…

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O Radix Jesse! – O Wurzel Jesse! (22. Türchen)

Wahrhaft umspannend ist die heutige O-Antiphon, die mit dem Anruf an die Wurzel Jesse beginnt und am Ende den Herrn um baldige Erlösung bittet. Mit der Wurzel blicken wir also schon auf ihre Früchte. In der Wurzel schon sind diese Früchte grundgelegt. Erlösung ist schon von Anbeginn die Richtung der Geschichte Gottes mit den Menschen.

Die alte Pforte. Die Tür dieses Vierten Adventes ist die ursprüngliche Pfortentür der Abtei. Hier, im Erdgeschoss des mächtigen Turmes sollten die Besucher des Klosters ankommen und empfangen werden. Die aufwendige Innengestaltung der Räume bezeugt noch heute deren Wichtigkeit.
Die Tür selbst ist relativ neu. In ihrem Holzrahmen trägt sie viele kleine Scheiben, in die Motive und Bilder aus dem Hohenlied eingearbeitet sind. Viele kleine Erfahrungen der Liebe, die unser Leben erst zum wirklichen Leben machen. Viele kleine Bilder, die erst die Tür der Pforte bilden. Es braucht viele Bilder der Liebe, damit sich etwas öffnet.

Es beginnt mit einer einzelnen Erfahrung von Liebe und wächst wie aus einer Wurzel. Und es wächst und wächst. – Komm, o Herr, und erlöse uns, zögere nicht länger.

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O Adonai! – O Herr! (21. Türchen)

Man kann schon mal jemanden stöhnen hören „O Herr!“. – Wohl nur in den seltensten Momenten ist damit freilich ein wirklich frommer Stoßseufzer und eine Anrufung des Herrn gemeint. In der Regel ist es mehr Ausdruck einer gewissen Sackgassen- oder Resignationssituation.

Zwei Gittertore trennen und verbinden unsere Gartenhälften. Ganz so hoffnungslos ist die Lage um unsere beiden heutigen Türchen gottseidank nicht. Aber sie können uns etwas verdeutlichen. Wir stehen heute im Abteigarten (erstes Tor), das durch einen Weg vom Beit Josef-Garten (zweites Tor) getrennt ist.

Eigentlich ist es ein Grundstück, denn der Weg ist ein Ergebnis spezieller Dormitio-Klostergeschichte in Jerusalem: Die Brüder haben Stadt und Staat diesen Weg durch unseren einstmals vereinten Garten erlaubt, als es in der Zeit der Trennung der Stadt von Westen her der kürzeste Durchgang zum verehrten Davidsgrab war.
Also, mehrere Trennungen und Spaltungen; Menschen, die einander im Weg stehen bzw. ihn einander den Weg versperren. Eingeschränkte Freiheit der einen, damit die anderen mehr Freiheit haben… – Und durch die offene Bauweise unserer beiden Gartentore ist es auch nur allzu offensichtlich. Keine dicken Mauern oder unmäßig hohen Zäune: Man kann es einfach sehen.

Natürlich hätten wir gerne wieder einen Garten, aber eigentlich geht es uns auch so gut. Dennoch: Angesichts der vieldimensionalen Hindernisse um diese beiden Tore und ihre Geschichte rufen wir heute stellvertretend für alle, die weit mehr unter solchen Trennungen zu leiden haben: Komm, o Herr, und erlöse uns mit starkem Arm.

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