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Ja- und Nein-Sager

01. Oktober 2023

Die geschilderte Situation ist klar. Der Vater bittet beide Söhne, im Weinberg zu arbeiten. Der erste sagt deutlich „Ich will nicht.“, geht aber dann doch an die Arbeit. Der zweite Sohn sagt höflich „Ja, Herr“, tut aber nichts!

Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt?

Die Frage ist einfach und die Antwort liegt auf der Hand. Wir Menschen wissen aus unserer Lebenserfahrung heraus, dass es besser ist, mit NEIN zu antworten und doch die Bitte zu erfüllen, als das Gegenteil zu tun: mit JA zu antworten, aber nicht entsprechend zu handeln.

Der erste Sohn, der „Neinsager“, er hat den Willen seines Vaters erfüllt. Da sind wir uns einig mit den Hohenpriestern und mit den Ältesten des Volkes!

Doch Jesus ist - unabhängig von deren Antwort - mit den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes nicht zufrieden - und das ist sehr höflich umschrieben; mir scheint Jesus findet sie schlichtweg widerlich.

Wer von den beiden Söhnen hat den Willen seines Vaters erfüllt?

Worauf will Jesus eigentlich hinaus? Was will er den Leuten sagen, damals, den Führern des Volkes, den Hohenpriestern und den Ältesten und den Menschen am Rande, den Zöllnern und den Dirnen? Und was will er uns heute sagen?

Geht es um das Gesetz? Um die Befolgung der Gebote? Wenn Jesus „nur“ ein Leben nach den Geboten im Blick hätte, dann wären die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes fein raus, denn sie kommen den Anforderungen des Gesetzes sicher mehr nach als es die Zöllner und die Prostituierten tun.

Was ist die erforderliche „Arbeit“, der Wille des Vaters, wenn nicht zuallererst die Ausübung des Gesetzes?

Jesus gibt uns die Antwort; er erzählt ja nicht nur vom Weinberg-Vater und seinen beiden Söhnen, er spricht auch über seinen Vorläufer Johannes. Die Zöllner und die Dirnen haben auf Johannes gehört, sie haben ihm geglaubt. Sie entsprechen dem Sohn, der zunächst sagte: „Ich will nicht.“ aber nachdem sie Johannes begegnet sind, glaubten sie; sie bekehrten sich und wurden gleichsam zu Arbeitern im Weinberg. Sie bekehrten sich!

Den Zöllnern und Dirnen bescheinigt Jesus Glauben! Glauben, der aus einer Bekehrung hervorgeht, einer bewussten Hinkehr zu Gott. Sie sind ihm Freundinnen und Freunde!
Den Hohenpriestern und Ältesten hingegen sagt er: „Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.“ Ja, sie sind Ja-Sager, die aber keine Reue zeigen und nicht glauben! Ja-Sager, die nicht im Weinberg arbeiten wollen. Solche Ja-Sager sind ihm zuwider!

Die wahren Freundinnen und Freunde Jesu, die zurecht so genannt werden, sind jene, die sich immer als Sünder erkennen und ständig danach streben, sich von Gott heiligen zu lassen. Diese Heiligung können wir Menschen nicht aus eigener Kraft erreichen, sie geschieht an uns, indem wir Gott wirken lassen! Die Kirche - wir! - wir können uns nicht als Verein der Reinen selbst genügen. Der Vater hat auch uns alle gerufen in den Weinberg zu gehen! Das ist sein Wille. Den können wir nur erfüllen, wenn wir auch zur Umkehr bereit sind - das lehrt uns das heutige Evangelium ganz klar. Der Arbeit im Weinberg geht die Reue voraus!

Übertragen wir nun das heutige Evangelium auf unsere Kirche, erinnern wir uns einen antreibenden Satz, den uns die Tradition mit auf den Weg gegeben hat: „Ecclesia semper reformanda est“. Die Kirche ist immer im Wandel, weil Gott nicht einfach nur ruht, sondern immer zum Leben ermutigt. So bin ich dankbar für die Synode, die diesen Oktober in Rom stattfindet. Eine wichtige Wegetappe im Synodalen Prozess unserer Kirche. Erwartungsvoll und gespannt hoffe ich auf die Berichte aus Rom. Für unsere Kirche können das sehr entscheidende Wochen werden. Mit den Fürbitten lasst uns in dieser Eucharistie in besonderer Weise dafür beten. Und lasst uns nie vergessen, was entscheidend ist: dass ich bei mir selbst anfange und im Hören auf Gottes Wort und im Glauben an das Wort mein Leben immer wieder neu auf Gott hin ausrichte. Die Kirche muss sich ändern, ja, immer wieder reformieren - ich kann damit bei mir anfangen! Auch wer mal NEIN gesagt hat, kann sehr wohl noch den Willen Gottes leben - darauf kommt es an!

Amen.

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Pater Matthias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche

…und hier teilen wir nun mit Euch noch unsere heutigen Fürbitten, auf die Pater Matthias in seiner Predigt verweist:

Lasst uns beten für die Kirche am Vorabend einer neuen Etappe des Synodalen Unterwegsseins, dass die Gegenwart der Frohbotschaft in ihr lebendig und wirksam ist, dass sie Lebensräume eröffnet, in denen alle Menschen, die nach Sinn in ihrem Leben suchen, einen Platz finden.

Für die Bischöfe und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Synodenversammlung lasst uns beten, dass aus ihrem Hören auf den Heiligen Geist zukunftsweisende Vorschläge reifen, dass das ganze Volk Gottes eine Dynamik von Gemeinschaft und Teilhabe am Leben der Kirche erfährt, dass davon ein lebendiges und einladendes Zeugnis für die Erneuerung durch das Evangelium ausgeht.

Für die Theologinnen und Theologen lasst uns beten, dass die Gaben der Weisheit und der Offenbarung ihren Beitrag zur Synodenversammlung begleiten, damit die Gabe des Glaubens im ganzen Volk Gottes lebendig wird.

Lasst uns beten für die jungen Menschen, die auf der Suche nach Wahrheit und authentischem Zeugnis, nach konkretem Handeln und Spiritualität sind, dass sie sich immer stärker in das Leben und die Sendung der Kirche einbezogen fühlen, dass sie in den Herausforderungen der heutigen Welt mit ihrer jugendlichen Begeisterung vielen die Hoffnung geben, die aus der Begegnung mit Jesus erwächst.

Lasst uns beten für alle, die heute, am Tag des Herrn, auf der ganzen Welt versammelt sind, dass ihre Verbundenheit mit Christus durch das Hören auf sein Wort und den Empfang des Leibes und Blutes Christi gestärkt wird, dass sie durch ihn einen neuen Blick auf ihre Nächsten erhalten, dass sie zu Zeugen der Güte und Großherzigkeit Gottes in der Welt werden.

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