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Aufbruch in die Freiheit

12. März 2023

„Jemand fühlt sich gefesselt und niedergedrückt. Er oder sie spürt: ‚So kann ich nicht mehr leben‘. Da ist diese Sehnsucht, da sind Hunger und Durst nach Freiheit. Und ihr entgegen steht vielleicht die Sucht nach Alkohol oder Tabletten; der Person steht vielleicht die eigene Bequemlichkeit oder eine toxische Beziehung zu einem Menschen im Weg. Irgendetwas verhindert die Freiheit, blockiert die Sehnsucht. Doch dann hat dieser Mensch allen Mut zusammengenommen und sich jemandem anvertraut, um Hilfe gebeten, vielleicht in der Stille nach Gott gerufen und ist dann aufgebrochen. Und nun ist er oder sie auf dem Weg ins Gelobte Land.

Doch der erste Schritt ist noch nicht das Ziel. Was ist mit den weiteren Schritten? Dieses Hochgefühl, endlich frei und selbstständig zu sein, Ängste und Nöte hinter sich gelassen zu haben! Es war ja eigentlich gar nicht so schwer! Doch es bedarf nun Ausdauer. Die gewonnene Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit. Ein guter Vorsatz bedeutet noch kein neues Leben.

Das Volk Israel wurde von Gott aus Ägypten in die Wüste geführt. Dort warten viele Umwege, Hindernisse und Gefahren. Da taucht plötzlich wieder diese Sehnsucht nach Zurückgelassenen auf – oh, diese Fleischtöpfe in der Versklavung. Der Hunger und der Durst des Leibes bestimmen das Denken; sie fordern nach Befriedigung. Die Unfreiheit ist vergessen. Murren macht sich breit. Mose ist hilflos, er schreit zu Gott. Dieser lässt ihn mit einem Stab an einen Felsen schlagen; und plötzlich ist da frisches Wasser mitten in der Wüste.

So ist es mit dem Weg der Freiheit: Du brauchst Vertrauen, Gottvertrauen. Du lebst von dem, was Dir unverhofft geschenkt wird. Und manchmal findet man die notwendige Kraft in der Mittagshitze in einem Gespräch am Brunnen – in einer Begegnung voller Ehrlichkeit und Vertrauen!

Als ich noch Pfarrer war, unterrichtete ich auch in der Schule. Gerne behandelte ich mit den Schülern die Erzählung des Auszugs Israel hin zum Berg Sinai. Und dann zeigte ich ihnen immer zwei Bilder: Einen Vogel im Käfig mit Futter und einen Vogel, der frei umherflog, aber keine gesicherte Nahrungsquelle. ‚Welcher Vogel möchtet Ihr sein?‘ fragte ich die Schüler. Das Ergebnis war erschreckend: Fast immer bevorzugte die Hälfte der Schüler die Unfreiheit, da ihnen das Futter wichtiger war. Doch das ist die Realität: In vielen unserer gesellschaftlichen Bereiche – sei es Politik, Kirche oder Familie – bevorzugen wir die Absicherung und meiden die eigene Verantwortung.

Ich glaube: Wenn Menschen sich aus Gottvertrauen nicht aufgeben, gehen sie nicht unter. Solche unerschütterlichen Menschen verwandeln die Welt. Sie geben Zeugnis, dass die Welt kein Trugbild ist, und sie verweisen auf Gott als Quelle ihres Vertrauens. Und der Exodus lehrt uns auch, dass Gott es aushält, wenn erschütterte Menschen manchmal murren, schreien und hadern.“

Pater Elias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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