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"Liebst Du mich?"

01. Mai 2022

Zum Nachlesen Pater Jonas‘ Predigt, die er heute Morgen im Fernsehgottesdienst vom See Gennesaret gehalten hat:

„Welch ein Geschenk! Wir stehen hier am See von Tiberias, am See Gennesaret im Heiligen Land, heute am 1. Mai zusammen mit Ihnen, die Sie mit uns am Bildschirm und über das Internet verbunden sind. Für uns und ganz viele Menschen ist dieser See Erinnerungs- und Sehnsuchtsort zugleich.

Der Ort erinnert an Jesu Botschaft hier in Tabgha, an die Brotvermehrung und wie Jesus uns immer wieder neue auffordert: ‚Gebt ihr ihnen zu essen!‘, tut das aneinander, was ich euch vorgelebt habe!

Der Ort erinnert uns auch an Maria Magdalena, an die ‚Apostolin der Apostel‘, die unweit von hier in Magdala zuhause war. Sie hat als erste die Osterbotschaft verkündet: ‚Er ist auferstanden!‘ Ihr und allen anderen Zeuginnen und Zeugen, die Jesus erlebten, glauben wir.

Für unzählige Menschen, die übers Jahr hierherkommen, atmen diese Orte am und um den See und seine Botschaft noch heute Jesu Gegenwart. Er weckt die Sehnsucht nach ‚Leben in Fülle‘.

Eine Frau aus einer Pilgergruppe, die hier in Dalmanutha einen Gottesdienst mitfeierte, hat das einmal so ausgedrückt: ‚Das gemeinsame Feiern hat mich tief berührt. Hier habe ich neu die Nähe zu Christus gespürt. Hier bin ich wieder froh geworden und habe neu glauben gelernt. Ich hoffe, ich kann Vieles in meinen Alltag hinüberretten.‘ - so klingen oft die Eindrücke von Pilgerinnen und Pilgern. Tabgha ist Sehnsuchtsort für Viele. Ein Ort, um Jesus, dem Christus, neu zu vertrauen und ihn einzuladen, lass mich heute Deine Botschaft verstehen. Lass mich heute aus ihr leben und dich bezeugen in dieser Kirche, auch wenn es manchmal schwerfällt.
In Tabgha bekommt die Osterbotschaft einen besonderen Klang: Jesus, der gekreuzigt wurde und auferstanden ist, lebt. Und aus dieser Hoffnung darf auch ich leben, ich und viele Christinnen und Christen weltweit und auch gerade jetzt in der Ukraine trotz unbeschreiblicher Gewalt, Vernichtung und Tod.
Der österliche Jesus zeigt sich den Jüngern an diesem See als Fischer in ihrem Alltag. Er bringt die Fülle, weil sie ihm neu trauen. Jesus füllt auch meine Netze mit dem, was ich dringend brauche: Vertrauen, Zuversicht, Hoffnung.

Wenn ich hier manchmal verweile und bete, dann spüre ich die bleibende Nähe des Auferstandenen. Manchmal meine ich, er kommt mir jetzt entgegen und fragt wie damals Petrus: ‚Liebst du mich?‘ - Das ist eine ‚Schlüsselfrage‘ für alle, die als Christen und Christinnen leben wollen – auch heute Morgen. Jesus fragt jede und jeden von uns: ‚Liebst du mich?‘ Auf dem Hintergrund dieser Frage entwickelt sich mit der Zeit Ostern. Der Auferstandene kommt mir zunächst als ein Fremder entgegen, wie er damals am Morgen am Ufer stand, „doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war“. Viele Ostergeschichten sprechen von einem Fremden, den die Jüngerinnen und Jünger zunächst nicht erkannten. Erst allmählich dämmert es ihnen: ‚Es ist der Herr‘. In ihrem ganz normalen Alltag begegnen sie überraschend dem Unerwarteten, dem Unverhofften.

Der Osterglaube hat etwas zu tun mit der Erwartung, dass mir jemand entgegenkommt, der mich sieht, und der mich – mitten im Alltag, wie auch immer der aussieht – über das Erwartbare hinausführt. Das Leben kann sich ändern. Aus dem unbestimmten Grau erhebt sich das Morgenlicht der Sonne. Das Netz bleibt nicht leer, es füllt sich. Und die Menschen kommen zusammen und haben Nahrung für ihr Mahl.

Ostern verstehen zu lernen, braucht Zeit. Deshalb ist es gut, dass wir 50 Tage bis Pfingsten Zeit haben, darüber nachzudenken, was Ostern für mich, für uns heute heißen kann. Immer wieder ist es der Auferstandene, der sich auf unterschiedliche Weise zu erkennen gibt und uns fragt: ‚Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?‘ Er will wieder mit uns essen, Mahl halten und uns an das letzte Abendmahl und das Brotbrechen erinnern. Nicht als der Strahlemann, sondern mit den Wundmalen des Gekreuzigten lädt er bis heute ein.

Begegnungen mit ihm bei Brot, Fisch und Wein geben der Sehnsucht nach Leben neue Nahrung. Der wunderbare Fischfang und das gemeinsame Mahl werden zum Zeichen der Begegnung mit dem Auferstandenen. Jesus lebt und schenkt mir von seiner Lebensfülle. Ich darf reichlich davon empfangen und daraus teilen.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist Ostern: Ich kann in meinem Leben auch dann noch reich beschenkt werden, wenn ich schon gar nicht mehr damit rechne.“

Pater Jonas und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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