Finden Sie was sie suchen...

Meldung im Detail


Gebet bedarf der Geduld

28. Juli 2013

Predigt von Abt Gregory zum 17.Sonntag im Jahreskreis (28. Juli 2013)

Beterin in der Anastasis. Beterin in der Anastasis.

Der heilige Paulus schreibt an die Christen von Rom, dass wir nicht wissen, worum wir in rechter Weise beten sollen (vgl. Röm 8,26). Damit bringt er eine allgemein menschliche Erfahrung zum Ausdruck, die jedem von uns, wie ich annehme, vertraut ist: das Gefühl der Unzulänglichkeit; das Gefühl, nicht zu wissen, was wir tun sollen, wenn wir versuchen zu beten. Das heutige Evangelium zeigt uns, dass die Jünger Jesu darin nicht anders waren. Es muss für sie sogar noch schlimmer gewesen sein, denn es war ganz offensichtlich, dass Jesus selbst sehr genau wusste, wie man betet. Denn Lukas berichtet in seinem Evangelium, dass Jesus regelmäßig und häufig gebetet hat. Die Bitte, die die Jünger stellen ist daher ein sehr verständlich: Lehre uns beten, wie schon Johannes (der Täufer) seine Jünger beten gelehrt hat (Lk 11,1).

Als Antwort auf ihren Wunsch lehrt Jesus sie jenes Gebet, das wir das Gebet des Herrn nennen; hier bei Lukas in einer kürzeren und wahrscheinlich älteren Form überliefert als die Version, die Matthäus in sein Evangelium aufgenommen hat. – Was der Herr Seine Jünger – und uns – lehrt, ist ein sehr jüdisches Gebet. Wir verherrlichen Gottes großen Namen; wir rufen Ihn an, Sein Königreich in unserer Zeit zu wirken; wir bitten Ihn, uns mit dem zu versorgen, was wir am nötigsten zum Leben brauchen; wir flehen Ihn an, uns unsere Sünden zu vergeben, und uns vor der letzten Probe zu bewahren, wenn wir in Versuchung geraten sollten. – Die Worte im Gebet des Herrn erinnern uns daran, dass wir in Gottes Gegenwart schwache, fehlbare Geschöpfe sind, die in Armut und Demut vor Ihm stehen. Wir sind völlig abhängig von Gottes Gnade und Barmherzigkeit. Wie Luther auf seinem Sterbebett sagte: „Wir sind Bettler, das ist wahr!“ – Nie sprach er ein Wort, das mehr wahr wäre.

Mit diesem konkretem Gebet Jesu überliefert uns Lukas aber zugleich Jesu Lehre über das Gebet im allgemeinen. Der entscheidende Punkt ist, dass Gott gerade nicht so ist wie der Mann im Gleichnis. Dieser Mann war verärgert über die Bitte seines Freundes, und er stand nur widerwillig auf, um sie ihm zu gewähren. Gott ist im Gegensatz dazu ein unendlich liebender und freigebiger Vater, der uns antworten will. Er will uns mit Seinem Segen überschütten. – Das Problem liegt auf unserer Seite, nicht auf Gottes Seite. Es ist unser Mangel an Ausdauer, unsere Ungeduld, die uns davonlaufen lassen, wenn unsere Bitten scheinbar keine Antwort bekommen.

Jesus weist uns deshalb an, dass wir geduldig im Gebet ausharren sollen. Der große monastische Autor Evagrius Ponticus hat einmal gelehrt, dass Gott manchmal Seine Antwort auf unser Gebet hinauszögert, um uns zu erziehen und uns in eine tiefere Beziehung zu Ihm zu führen. Wenn Er unsere Bitte nicht sofort erfüllt, oder sie vielleicht in einer Weise erfüllt, die wir nicht erwarten oder nicht einmal wollen, so lehrt Gott uns gerade dadurch, dass wir eine Antwort von Ihm nicht einfach einplanen können. Gott lehrt uns auch, dass es wichtiger ist, in Seiner Gegenwart zu bleiben, als irgendwelche Dinge von Ihm zu bekommen.

In der Fastfood-Kultur unserer Zeit ist das eine wichtige Lektion, die es zu lernen gilt. Das tägliche Brot, um das wir Gott bitten, jenes Brot, das vom Himmel herabkommt, ist nicht wie eine spirituelle Version eines Burgers bei McDonalds, der schnell gekauft und noch schneller gegessen ist. – Gebet bedarf der Geduld. Denn es geht um die Beziehung zu Gott, und eine Beziehung kann man nicht erzwingen. Er bringt uns etwas wichtigeres bei. Was wir wirklich brauchen, das ist die höchste aller Gaben: der Heilige Geist, der alleine es uns möglich macht zu rufen: „Abba! Vater!“, um so zu erfahren, dass wir wirklich Kinder Gottes sind.

Ja, Paulus hatte den Römern gesagt, dass wir nicht wissen, worum wir in rechter Weise beten sollen. Aber im gleichen Absatz der Heiligen Schrift fügt er schon hinzu, das der Heilige Geist kommt, um uns aus unserer Schwachheit aufzuhelfen (vgl. Röm 8,26). Aus genau diesem Grund sagt uns auch Jesus, dass wir uns im Gebet nach dem Höchsten ausstrecken sollen. Wir sollen um die beste aller Gaben bitten und auch erwarten, sie zu empfangen: den Heiligen Geist, Gottes eigene Liebe, ausgegossen als Gnade in unsere Herzen.

Das ist etwas, worauf es sich wahrlich warten lohnt.