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Denn welcher seine Zuversicht...

27. Februar 2011

Predigt von P. Basilius Schiel OSB am 8. Sonntag im Jahreskreis (27. Februar 2011) in der Dormitio.

Der Himmel über dem Heiligen Land. „Jeder Tag hat genug eigene Plage.“ – Der letzte Satz des Evangeliums ist wohl zeitlos gültig. Menschen aller Zeiten könnten die Plagen ihrer Zeit benennen, die sie beschäftigen.
Für uns, heute:

  • die immer noch explosive Stimmung in der arabischen Welt,
  • im Bereich der deutschen Kirche die verschiedenen Diskussionen um den Dialogprozess und das Theologen-Memorandum.
  • Ganz zu schweigen von den persönlichen Fragen und Problemen, die sicher jeder von uns an diesem Morgen mit hier in die Messfeier gebracht hat.

Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?

Zumindest hilft es, wenn wir unsere Sorgen, unsere Fragen und Probleme benennen.

  • Schon die Wüstenväter wussten, dass man nur die Dämonen wirklich bekämpfen und besiegen kann, denen man einen Namen gibt.
  • Erst, wenn ein Suchtkranker, seine Sucht auch als Sucht erkennt und annimmt, kann er sich auf den Weg der Heilung machen.
  • Nur Sünden, die als solche bekannt sind, können vergeben werden.
  • Nur Miss-Stände, die formuliert und ausgesprochen werden, können behoben werden.

Doch wer sich der Plage, die jeder Tag mit sich bringt, zu sehr hingibt, der wird erfahren müssen, dass wir unser Kreuz und Leid nur größer machen durch die Traurigkeit.

Man halte nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt.

Dann wird man vielleicht auch auf die kleinen Geschenke aufmerksam, die uns die Lesungen dieses Sonntags bescheren.
Ich denke an drei Bilder, die unmittelbar berühren und sehr eingängig sind: Die Mutter, die ihr Kind nicht vergisst, die Vögel am Himmel und die Lilien auf dem Feld. – Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie arbeiten nicht und spinnen nicht.

Da wird etwas über das Verhältnis zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen Gott und Mensch ausgesagt, das in uns angesichts unseres Wehs und Achs eine Sehnsucht und eine Hoffnung weckt, dass es doch auch so einfach und so schön sei: Dass wir uns von Gott nicht vergessen fühlen, dass Er uns nährt und kleidet.

Alleine, wir wissen, dass es auch Streit zwischen Müttern und ihren Kindern gibt, dass es eine Zeit gibt, zu der eine Mutter sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern kann und darf. Auch der freieste und glücklichste Vogel wird einmal vom Himmel fallen, und auch die schönsten Lilien verdorren.

Und doch sind diese drei Bilder kostbar.

  • Sie halten keiner wissenschaftlichen Erörterung stand,
  • sie taugen nicht für wirtschaftswissenschaftliche oder soziologische Modelle.
  • Auch sind sie keine dogmatisch verdichteten Aussagen.
  • In bestimmter Hinsicht sind sie aber mehr und wertvoller. Denn aus ihnen spricht lebendige Glaubenserfahrung.

Nur wer einmal befürchtet: „Der Herr hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen“, und im Rückblick feststellt, dass es nicht die eigenen Spuren im Sand sind, sondern die Gottes, der einen getragen hat, der wird auch hören, wenn der Herr ihm noch einmal zuruft: Ich vergesse dich nicht! – Und er wird seinen Weg im Glauben fortan sicherer weitergehen können.

Nur wer sich von der Freiheit der Vögel des Himmels und der Schönheit der Lilien einmal hat berühren lassen und darin die Spuren des Schöpfers erkannt hat, der wird sich auch angesichts realer Sorgen und Fragen nicht entmutigen lassen, sondern sich beherzt und vertrauensvoll nach dem Reich des himmlischen Vaters ausstrecken und seiner Gerechtigkeit.

Die sorgende Mutter, die Vögel und die Lilien, das sind zerbrechliche, ja vergängliche Bilder. Aber in ihnen stecken reale und wichtige Erfahrungen. Ich bin sicher, liebe Schwestern und Brüder, dass es auch in Ihrem Leben solche zerbrechlichen, aber kostbaren Erfahrungen und Bilder gibt, die Sie auf Ihrem Weg des Glaubens schon bereichert, getröstet und getragen haben.
Gerade in ihrer Einfachheit geben uns diese Bilder Zeugnis von Gottes Treue und wollen unser Vertrauen in den Weg mit Gott wachsen lassen.

Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

  • Solche Erfahrungen und Bilder wollen aufmerksam wahrgenommen werden. Die heutigen Lesungen laden ein, solche Bilder auch in unserem Leben zu erkennen.
  • Solche Erfahrungen wollen schließlich bewahrt und erinnert werden.
  • Und wir sollten sie weiter gegeben. Denn aus ihnen nährt sich unser Glaube und von ihnen wird er gekleidet.

Glaube, Hoffnung und Liebe, Treue und Vertrauen.
So stark sie auch sein mögen, in unseren menschlichen Händen sind sie doch letztlich zerbrechlich.
Wir sollten entsprechend behutsam mit ihnen und miteinander umgehen.

Denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Amen.