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Kloster-Blog


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Und führte sie auf einen hohen Berg

Pater Matthias J. Karl OSB Pater Matthias J. Karl OSB Von einem hohen Gipfel aus über das ganze Alpenpanorama zu blicken ist überwältigend. Ganz egal, ob in Schneeschuhen oder Wanderstiefeln, ob im Winter oder Sommer: Der Blick über die Bergwelt ist faszinierend. Gipfelerlebnisse sind wunderbar.

Ein außergewöhnliches Gipfelerlebnis erzählt das heutige Evangelium von der Verklärung des Herrn. Die geistliche Literatur spricht von einer „Taborstunde“. Tabor, das ist der Name des Berges in Galiläa, der besonders an das Evangelium von der Verklärung des Herrn erinnert. Es gibt diese ganz kostbaren Erfahrungen in unserem Leben, die wir nicht vergessen: die Liebeserklärung, der Hochzeitsantrag, die Geburt des eigenen Kindes, die Berufungserfahrung, der lang ersehnte Sieg im Sport, der Sonnenuntergang am Meer … und es gibt noch viele andere kostbare Augenblicke, die wir Menschen in unserem Herzen bewahren. Diese Erfahrungen und Erlebnisse sind wunderbar und schön, sie bereichern und ermutigen uns zum Leben, gerade auch in schwierigen Zeiten JA zum Leben in dieser Welt zu sagen.

Im Evangelium von der Verklärung des Herrn geht es aber noch um viel mehr! „Taborstunde“ meint die Erfahrung Gottes in dieser Welt, Gott inmitten unseres Lebens auf dieser Erde. Mitten im Leben schon die Ewigkeit ahnen. Mitten im Leben den Ewigen wahrnehmen. Mitten im Leben Gott erfahren! Das Evangelium von der Verklärung des Herrn ermutigt, mit Gott in unserem Leben zu rechnen, für Gott in unserem Leben immer sensibler zu werden, IHM Raum und Zeit zu geben.

Der Gotteserfahrung der Jünger auf dem hohen Berg geht der beschwerliche Aufstieg voraus, das braucht Zeit – ganz persönliche und stille Gebetszeit. Nicht jede Gipfelerklimmung bringt einen atemberaubenden Blick über die hohe Bergwelt, gar nicht so selten ist die Sicht nur begrenzt. Ähnlich ist es auch im Gebetsleben. Nicht jede ruhige Gebetszeit beschenkt uns automatisch mit einer tiefen Gotteserfahrung. Nein, leider nicht! So steckt in der Ermutigung des Evangeliums, sensibler für Gottes Gegenwart in unserem Leben zu werden, auch eine Zumutung. Wer immer sich dieser Herausforderung stellt wird belohnt: Gott ist faszinierend und überwältigend, einfach wunderbar!

Pater Matthias und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und Tabor-Stunden auf dem weiteren Weg auf Ostern hin!

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40 Tage auf Ostern hin: Zeichen setzen

Pater Jonas Trageser OSB Pater Jonas Trageser OSB Mit dem Aschermittwoch ist ein starkes Zeichen gesetzt, Beginn der 40 Tage, Vorbereitung auf das große Osterfest, Fest der Feste. Wir sind eingeladen, selbst Zeichen zu setzen mit dem Anfangszeichen des Aschekreuzes. Ein sehr ungewöhnliches Zeichen, das uns auf die Stirn gedrückt wird: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst.“ Nur in der Annahme des Glaubens verstehen wir dieses Zeichen des Kreuzes im doppelten Sinn: Asche und Kreuz, Vergänglichkeit und Tod. In der Erschütterung und der Bewegung von innen heraus sind wir eingeladen, unseren Glauben neu nachzubuchstabieren und zu praktizieren.

Mir ist in dieser Zeit ein besonders schöner Rahmen mit einem leeren Bild geschenkt. Ich bin eingeladen, ein vierzigtägiges Bild zu malen und lasse mich dabei von der Botschaft der Bibel mit allen hellen und dunklen Farben inspirieren. Drei alte Weisungen dürfen mir dabei Anleitung sein: Fasten, Beten und Almosen. Das Bild soll mein Leben widerspiegeln. Ich möchte den Pinsel auch von einem führen lassen, der meinem Leben Sinn und Tiefe vermittelt und für mich das Leben will, auf IHN setze ich neu mein Vertrauen. So bin ich eingeladen, diese Gnadenzeit anzunehmen: „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade, jetzt ist er da, der Tag der Rettung“ (2 Kor 6,2). Ich weiß aus dem Glauben, am Ende dieses 40tägigen Weges begegnet mir der Gekreuzigt-Auferstandene in seinem hellen überbordenden Licht. Es lohnt sich, diesen Weg ganz bewusst zu gehen und andere für diesen Weg einzuladen. Geh mit und male Dein Bild!

Pater Jonas und alle Brüder vom Zion und von Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Ersten Fastensonntag und eine gute Woche!

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Lebendiger Verkörperung des Tempels Gottes sein

Pater Josef San Torcuato OSB Pater Josef San Torcuato OSB Der Prophet Ezechiel hatte einmal eine verrückte Vision, in der er Wasser aus dem Tempel fließen sieht. Dieses Wasser wird zu einem Strom und dann zu einem tiefen Fluss, der durch die Wüste fließt, bis er das Tote Meer erreicht und dessen salziges Wasser so süß macht, dass es voller Fische und Leben ist. Dieses Wasser fließt aus dem Tempel und heilt die Erde, macht alles lebendig. Nicht das Geschöpf, nicht der Mensch soll versuchen, rein und vollkommen zu werden, damit er gewürdigt wird Gottes Gegenwart im Tempel zu erfahren, erneuert, geheilt und gestärkt werden können – stattdessen fließt in der Vision des Propheten Gottes Gegenwart wie ein Strom aus dem Tempel heraus, um die Schöpfung zu heilen und aufzubauen.

Jesus von Nazareth ist wie dieser Tempel: aus ihm fließt wie ein Strom lebendiges Wasser, Wasser, das alles heilt, reinigt und erneuert, was es berührt. Die Jünger, die Freundinnen und Freunde dieses Jesus sind Tempel Gottes; durch sie kann Gottes Gegenwart in die Welt strömen und Leben, Heilung und Hoffnung bringen. In der Taufe und in der Eucharistie trete ich in diese Synergie ein; ich selbst werde zum Tempel der Gegenwart Gottes, aus dem Ströme lebendigen Wassers fließen, um die Welt zu erneuern.

Mit anderen Worten: Mein Leben wird zur Mission. Meine Sendung als Christ, besteht nicht in erster Linie darin, bestimmte Sünden zu meiden, mich einer bestimmten politischen Agenda oder einem bestimmten Wertesystem anzuschließen. Meine Mission ist es, lebendige Verkörperung des Tempels Gottes zu sein, die lebendige Verkörperung Jesu Christi – denn ich selbst beherberge die heilige Gegenwart Gottes und trage sie in die Welt hinaus, wo immer ich bin. Das ist es, was der Aussätzige im heutigen Evangelium tut: „Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war.“ (Mk 1,45)

Pater Josef und alle Brüder in Tabgha und auf dem Zion wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche mit einem Einstieg in die Fastenzeit im Bewusstsein der Gegenwart Gottes!

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Das Leben und sich selbst bewusst Gott hinhalten

Pater Zacharias Schmitz OSB Pater Zacharias Schmitz OSB Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf im Blick auf das Evangelium des heutigen Sonntags? – Markus berichtet vom ersten Tag im Wirken Jesu in Galiläa. – Es ist die Nacht danach, die mich nachdenklich macht. Markus berichtet: „In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand Jesus auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.“

Was weckt Jesus auf in aller Frühe, was treibt ihn an einen einsamen Ort, um zu beten? – Was muss er verarbeiten? Ist es die Erfahrung seines Erfolges, oder das Erschrecken über die Vollmacht, die Gott ihm in seine Hände gelegt hat? Oder ist es der Schmerz über das Maß an Elend, das ihm begegnet ist?

Wir wissen es nicht. Markus erwähnt nur, wozu ihn das nächtliche Gebet bewegt hat: „Lasst uns anderswohin gehen, damit ich dort verkündige, dazu bin ich gekommen.“
Für mich ist das nächtliche Gebet Jesu eine Einladung: Schau dir deine Erfahrungen, die Begegnungen und Ereignisse der letzten Woche noch einmal an, nimm sie nicht nur zur Kenntnis, um sie abzuhaken und beiseite zu legen. Geh an diesem Sonntag an einen einsamen Ort, nicht um dich abzulenken, sondern um nachklingen zu lassen, was dich bewegt und Gott alles hinzuhalten, was dich niederdrücken will und was dich zuversichtlich stimmt.

So hoffe ich, dass ich gestärkt und getröstet in die neue Woche und an meine Aufgaben gehen kann.

Aus Tabgha und vom Zion wünschen Pater Zacharias und alle Brüder einen gesegneten, stillen, „einsamen” Sonntag und eine gute Woche!

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Ein Fest der Begegnung mit Gott und seinem Licht der Wahrheit

Heute feiern wir Darstellung des Herrn. In der Ostkirche wird dieser Tag auch „Fest der Begegnung“ (Ὑπαπαντή) genannt. Der Tempel in Jerusalem wird zum Schauplatz der Begegnung Gottes mit seinem Volk: Simeon und Hanna stehen stellvertretend für die im Volk Israel wach gehaltene Hoffnung auf Erlösung. Auch verkörpern sie die Sehnsucht aller Menschen nach dem Licht der Wahrheit. Im gläubigen Vertrauen leben beide ganz in der in der lebendigen Beziehung zu Gott.

So gesehen ist dieses Begegnungsfest mehr als ein zufälliges Auftauchen Simeons und Hannas „zur rechten Zeit am rechten Ort“. Ihr ganzes bisherige Leben ist in ihrer wartenden Existenz vielmehr eine Vorbereitung auf diesen einen erhabenen Moment. Beide prophetischen Gestalten werden durch den Geist zum göttlichen Kind geführt: Simeon und Hannah erkennen in ihm Gottes Gegenwart und damit das Heil, das sie ersehnt haben. Nun erst ergibt ihr Leben wirklich Sinn und Vollendung.

Die Dichterin Getrud von le Fort lässt in den „Hymnen an die Kirche“ die Kirche selbst diese Worte sprechen: „Ich war dunkel in den Sprüchen aller ihrer Weisen. Ich war auf den Türmen ihrer Sternsucher, ich war bei den einsamen Frauen, auf die der Geist fiel.“ Kirche – sie war schon auf geheimnisvolle Weise da in der einzigartigen Begegnung damals im Jerusalemer Tempel. Möge auch heute an diesem Festtag die Begegnung Gottes mit den Menschen erfahrbar werden. Und beten wir besonders für alle, die alt und einsam sind und sich nach Begegnung sehnen.

Pater Simeon und alle Brüder der Dormitio in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch Gottes reichen Segen und das Licht Seiner Liebe an diesem Festtag!

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Gott mächtig sein lassen

Pater Elias Pfiffi OSB Pater Elias Pfiffi OSB Jesu Auftreten lebt von Anfang an von der Macht seines Wortes. Er lehrt wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.

Immer wieder bereite ich Predigten vor oder Einführungen in den Gottesdienst. Oft aber bezweifle ich, dass sie machtvoll und wirkungsvoll sind. Bergen gelehrte Worte, die großes Wissen zeigen, schon große Macht? Bringen gut und ausgefeilte Worte Menschen zum Staunen oder zum Widerspruch? Helfen und heilen sie Menschen mit einem unreinen Geist?

In der jüdischen Tradition ist der Shabbat der Tag, an dem die Befreiung aus der Knechtschaft lebendig gehalten wird. Es ist der Tag Gottes, denn nur er besitzt die Macht zu führen und zu befreien. Deshalb ist der Shabbat der Tag, an dem auf die eigene Tat und Arbeit verzichtet wird. Es geht darum, an diesem Tag Gott mächtig sein zu lassen. So wird im Verzicht auf seine eigene Macht Jesus im eigentlichen Sinn mächtig.
Gelehrte und eloquente Worte sind sicher wichtig und schön anzuhören. Aber nur Worte, bei denen ich Gott die Macht und die Stimme gebe, können machtvoll sein. Nur Worte, aus denen ich Gott sprechen lassen, bringen Menschen zum Staunen oder unreine Geister zum Widerspruch. Darin zeigt sich das Paradox unseres Glaubens: Nur durch den Verzicht auf unser eigenes Wirken können wir Gottes Macht zur Wirkung bringen.

Pater Elias und alle Brüder in Tabgha und auf dem Zion wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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Jona: Künder der Barmherzigkeit Gottes

Pater Jonas Trageser OSB Pater Jonas Trageser OSB Obwohl „Jonas“ nicht mein Wunsch für einen Klosternamen war, ist er mir doch Programm geworden, und viele, die mich gut kennen, sagen mir immer wieder: Der Name passt zu dir, du kannst dem Auftrag Gottes nicht entfliehen. Und die kleine Erzählung des Propheten Jona wurde für mich eine besondere Lehr- und Lernerzählung. In der ersten Lesung dieses Sonntags stellt sie vor allem die Barmherzigkeit Gottes in den Mittelpunkt. Jona tut sich schwer, das zu verstehen. Mir gibt die Benedikts-Regel einen weiteren starken geistlichen Akzent: „An Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln“ (RB 4,74).

Jona 3 ist eines der bewegtesten Kapitel der ganzen Bibel: Bewegung, Veränderung, sich umwenden, bereuen, eine neue Richtung einschlagen, neue Wege gehen, sich von Gott bewegen und ermutigen lassen. – Tipps für deinen Neubeginn! Darum geht es für mich auf meinen Weg als Christ und als Mönch. Ein Leben lang. Das Neue Testament nennt das Metanoia. Jesus ruft nicht nur zur Umkehr auf, sondern geht denen, die ihm nachfolgen, auf einem neuen Lebensweg voran. – Die Stadt Ninive lässt sich durch die wenigen Worte des Jona aus ihrem alten Leben herausreißen: „Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört“ (Jona 3,4). Die Menschen erwachen durch diesen Schock. Nur wenige Worten. Keine lange Predigt. Plötzlich fühlen sie sich fähig, sich von ihren alten, bösen Wegen abzuwenden, mit denen sie anderen und sich selbst geschadet haben. Unser Jona-Kapitel zelebriert das „sich wenden“ von Gott und Mensch.

Es ist ein Geschenk Gottes, dass ich mich bewegen kann. Gnade, dass ich nicht für immer verurteilt bin, in dem zu bleiben, in dem ich mich einmal eingerichtet habe. – Sich bewegen, sich verändern (lassen): – Das alles ist Geschenk! Das ist möglich! Das ist das, was Jona uns wie kein zweiter in der Bibel verkündet. Gleich am Eingang meines Zimmers erinnern eine Kachel und eine Ikone mich immer wieder an meinen Namen und die kleine Lehrerzählung: Tägliche Erinnerung, dass Gott sich mir mit allem, was mein Leben ausmacht, in seiner Barmherzigkeit zuwendet und erbarmt.

Pater Jonas und alle Brüder in Tabgha und auf dem Zion wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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Gewaltspirale

Nun herrscht die Gewalt in diesem Heiligen Land wieder - und das mit einer Brutalität, die einen schockiert und ratlos zurücklässt. Man fragt sich: Wird dieser Konflikt also nie ein Ende nehmen? In diese düstere, leidvolle Atmosphäre wird uns nun am heutigen Sonntag ausgerechnet dieses Evangelium voller Gewalt zugesprochen. Auch hier ist von einer unglaublichen heftigen Gewalt und Brutalität die Rede. Von Mord und Totschlag wird berichtet – zwar in einem Gleichnis. Der Text ist von einer solchen Gewaltspirale geprägt, dass die Frage bleibt: Wer ist am Ende eigentlich noch am Leben?

Zwei Gruppen von Knechten, die der Gutsbesitzer zu seinen Winzern ausgesendet hatte, werden von diesen umgebracht. Schließlich sendet er zu ihnen seinen eigenen Sohn, und auch ihn bringen die Winzer um. Der Mächtige und die Nach-Macht-Strebende stehen gegeneinander. Was kann der Gutbesitzer nun noch tun? Er wird die Winzer mit Gewalt umbringen lassen.

Kurzum, es scheint letztlich nur Verlierer zu geben. Eine düstere Perspektive. Wenn hier aber vom Sohn des Weinbergsbesitzers die Rede ist, dann ist offensichtlich, dass hier Jesus mit diesem Gleichnis auch seine Passion vorwegnimmt. Gott ist der Gutsbesitzer, der immer wieder in seinen Weinberg, also zu seinem Volk die Propheten schickte, die jedoch aufgrund ihrer Botschaft umgebracht wurden. Ihre Botschaft stößt auf taube Ohren. Doch auch der Sohn, Jesus Christus selbst, muss diesen gewaltsamen Tod erleiden… So wie im Gleichnis die Rede davon ist, dass die Winzer den Sohn packen und aus dem Weinberg herausbringen, um ihn dort töten, so ist schließlich auch der Sohn Gottes außerhalb der Stadt Jerusalem umgekommen und ermordet worden.

In dem Gleichnis spricht Jesus die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes an, die hier als Hüter und Beschützer des Weinbergs erwähnt werden. Er macht ihnen damit nicht nur heftige Vorwürfe, sondern kündigt ihnen sogar ungeschminkt an, dass er durch sie getötet wird und, dass sie letztlich selbst von Gott verworfen werden…
Nun, was hat das Ganze mit uns zu tun? Der Konflikt zwischen Jesus und den damaligen Führern des Volkes geht doch erst einmal uns nicht an. Und doch liegt dem Gleichnis eine Erwartungshaltung zugrunde, die an uns herangetragen wird, wenn sich Kirche auch als Weinberg Gottes verstehen will. Was muss ich als Glaubender tun, um Frucht zu bringen? Kann es sein, dass ich das Reich Gottes verlieren kann, wenn ich keine Frucht bringe? Was geschieht dann?

Jesus gibt uns im Gleichnis selbst die Lesebrille mit dem Verweis auf eine Schriftstelle auf den Weg, nämlich Ps 118: Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden. Hier spricht Jesus von sich selbst: Er ist der Stein, der verworfen worden ist, und zum Eckstein wurde. An der Haltung zu ihm, entscheidet sich, ob unser Leben Früchte bringt. Aus der Verbundenheit mit ihm erhält unser Leben seinen Sinn.

Was muss ich also tun, um Frucht zu bringen? Dem entsprechen, was Gott will: Gott, Dein Wille geschehe! Diese Haltung des Dein-Wille-geschehe hebt die Grausamkeit des Gleichnisses, letztlich die Grausamkeit um uns herum, nicht auf. Aber so können wir darauf vertrauen, in Gottes Handeln, in seinen Händen gut aufgehoben zu sein. Amen.

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Pater Simeon und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen allen Menschen im heiligen Land und überall Gottes Frieden!

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Ja- und Nein-Sager

Die geschilderte Situation ist klar. Der Vater bittet beide Söhne, im Weinberg zu arbeiten. Der erste sagt deutlich „Ich will nicht.“, geht aber dann doch an die Arbeit. Der zweite Sohn sagt höflich „Ja, Herr“, tut aber nichts!

Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt?

Die Frage ist einfach und die Antwort liegt auf der Hand. Wir Menschen wissen aus unserer Lebenserfahrung heraus, dass es besser ist, mit NEIN zu antworten und doch die Bitte zu erfüllen, als das Gegenteil zu tun: mit JA zu antworten, aber nicht entsprechend zu handeln.

Der erste Sohn, der „Neinsager“, er hat den Willen seines Vaters erfüllt. Da sind wir uns einig mit den Hohenpriestern und mit den Ältesten des Volkes!

Doch Jesus ist - unabhängig von deren Antwort - mit den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes nicht zufrieden - und das ist sehr höflich umschrieben; mir scheint Jesus findet sie schlichtweg widerlich.

Wer von den beiden Söhnen hat den Willen seines Vaters erfüllt?

Worauf will Jesus eigentlich hinaus? Was will er den Leuten sagen, damals, den Führern des Volkes, den Hohenpriestern und den Ältesten und den Menschen am Rande, den Zöllnern und den Dirnen? Und was will er uns heute sagen?

Geht es um das Gesetz? Um die Befolgung der Gebote? Wenn Jesus „nur“ ein Leben nach den Geboten im Blick hätte, dann wären die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes fein raus, denn sie kommen den Anforderungen des Gesetzes sicher mehr nach als es die Zöllner und die Prostituierten tun.

Was ist die erforderliche „Arbeit“, der Wille des Vaters, wenn nicht zuallererst die Ausübung des Gesetzes?

Jesus gibt uns die Antwort; er erzählt ja nicht nur vom Weinberg-Vater und seinen beiden Söhnen, er spricht auch über seinen Vorläufer Johannes. Die Zöllner und die Dirnen haben auf Johannes gehört, sie haben ihm geglaubt. Sie entsprechen dem Sohn, der zunächst sagte: „Ich will nicht.“ aber nachdem sie Johannes begegnet sind, glaubten sie; sie bekehrten sich und wurden gleichsam zu Arbeitern im Weinberg. Sie bekehrten sich!

Den Zöllnern und Dirnen bescheinigt Jesus Glauben! Glauben, der aus einer Bekehrung hervorgeht, einer bewussten Hinkehr zu Gott. Sie sind ihm Freundinnen und Freunde!
Den Hohenpriestern und Ältesten hingegen sagt er: „Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.“ Ja, sie sind Ja-Sager, die aber keine Reue zeigen und nicht glauben! Ja-Sager, die nicht im Weinberg arbeiten wollen. Solche Ja-Sager sind ihm zuwider!

Die wahren Freundinnen und Freunde Jesu, die zurecht so genannt werden, sind jene, die sich immer als Sünder erkennen und ständig danach streben, sich von Gott heiligen zu lassen. Diese Heiligung können wir Menschen nicht aus eigener Kraft erreichen, sie geschieht an uns, indem wir Gott wirken lassen! Die Kirche - wir! - wir können uns nicht als Verein der Reinen selbst genügen. Der Vater hat auch uns alle gerufen in den Weinberg zu gehen! Das ist sein Wille. Den können wir nur erfüllen, wenn wir auch zur Umkehr bereit sind - das lehrt uns das heutige Evangelium ganz klar. Der Arbeit im Weinberg geht die Reue voraus!

Übertragen wir nun das heutige Evangelium auf unsere Kirche, erinnern wir uns einen antreibenden Satz, den uns die Tradition mit auf den Weg gegeben hat: „Ecclesia semper reformanda est“. Die Kirche ist immer im Wandel, weil Gott nicht einfach nur ruht, sondern immer zum Leben ermutigt. So bin ich dankbar für die Synode, die diesen Oktober in Rom stattfindet. Eine wichtige Wegetappe im Synodalen Prozess unserer Kirche. Erwartungsvoll und gespannt hoffe ich auf die Berichte aus Rom. Für unsere Kirche können das sehr entscheidende Wochen werden. Mit den Fürbitten lasst uns in dieser Eucharistie in besonderer Weise dafür beten. Und lasst uns nie vergessen, was entscheidend ist: dass ich bei mir selbst anfange und im Hören auf Gottes Wort und im Glauben an das Wort mein Leben immer wieder neu auf Gott hin ausrichte. Die Kirche muss sich ändern, ja, immer wieder reformieren - ich kann damit bei mir anfangen! Auch wer mal NEIN gesagt hat, kann sehr wohl noch den Willen Gottes leben - darauf kommt es an!

Amen.

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Pater Matthias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche

…und hier teilen wir nun mit Euch noch unsere heutigen Fürbitten, auf die Pater Matthias in seiner Predigt verweist:

Lasst uns beten für die Kirche am Vorabend einer neuen Etappe des Synodalen Unterwegsseins, dass die Gegenwart der Frohbotschaft in ihr lebendig und wirksam ist, dass sie Lebensräume eröffnet, in denen alle Menschen, die nach Sinn in ihrem Leben suchen, einen Platz finden.

Für die Bischöfe und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Synodenversammlung lasst uns beten, dass aus ihrem Hören auf den Heiligen Geist zukunftsweisende Vorschläge reifen, dass das ganze Volk Gottes eine Dynamik von Gemeinschaft und Teilhabe am Leben der Kirche erfährt, dass davon ein lebendiges und einladendes Zeugnis für die Erneuerung durch das Evangelium ausgeht.

Für die Theologinnen und Theologen lasst uns beten, dass die Gaben der Weisheit und der Offenbarung ihren Beitrag zur Synodenversammlung begleiten, damit die Gabe des Glaubens im ganzen Volk Gottes lebendig wird.

Lasst uns beten für die jungen Menschen, die auf der Suche nach Wahrheit und authentischem Zeugnis, nach konkretem Handeln und Spiritualität sind, dass sie sich immer stärker in das Leben und die Sendung der Kirche einbezogen fühlen, dass sie in den Herausforderungen der heutigen Welt mit ihrer jugendlichen Begeisterung vielen die Hoffnung geben, die aus der Begegnung mit Jesus erwächst.

Lasst uns beten für alle, die heute, am Tag des Herrn, auf der ganzen Welt versammelt sind, dass ihre Verbundenheit mit Christus durch das Hören auf sein Wort und den Empfang des Leibes und Blutes Christi gestärkt wird, dass sie durch ihn einen neuen Blick auf ihre Nächsten erhalten, dass sie zu Zeugen der Güte und Großherzigkeit Gottes in der Welt werden.

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Eine neue Welt

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer“, der nicht so handelt, wie es im menschlichen Alltag üblich ist. Wo Gott am Werk ist, kommt unser Denken und Sprechen an seine Grenzen, da werden die Grenzen unseres Denkens gesprengt. Für die Mitarbeit im Reiche Gottes werden nicht nur Arbeiter gesucht, die vom Morgen bis zum Abend schuften. Nein, es sind auch diejenigen willkommen, die später kommen und nur einen halben Tag oder nur eine Stunde Hand anlegen. Und jetzt kommt der Hammer: Die zuletzt Gekommenen erhalten zuerst ihren Tageslohn, und die Arbeiter, die den ganzen Tag und in der Hitze des Tages geschuftet haben, erhalten die gleiche Entlohnung! – Ist das gerecht?

Aber vielleicht ist es doch zu unserem Glück so, dass Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken sind, wie Jesaja uns in der ersten Lesung dieses Sonntags sagt: „So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über euren Wegen.“

Im heutigen Evangelium prallen zwei Welten aufeinander: unsere menschliche Welt, unsere Gesellschaft mit ihren Rivalitäten, dem Konkurrenzkampf, mit dem Zwang, sich ständig vergleichen zu müssen; und auf der anderen Seite die Welt Gottes, das Reich Gottes, das in Jesus in unsere Welt erschienen ist. Im Reich Gottes gelten andere Gesetze, die in unserer Welt unvorstellbar erscheinen und alles auf den Kopf stellen.

Und In welcher Welt leben wir, die wir die der Botschaft Jesu hören? Sind wir nicht oft wie Wanderer zwischen diesen beiden Welten? Stecken wir nicht immer wieder in diesem Dilemma, sich doch vergleichen zu müssen und zu wollen? Wie oft fragen wir uns: Bin ich so angesehen wie mein Nachbar? Werde ich auch ernstgenommen? Nimmt man auch zur Kenntnis, wie viel ich arbeite und was ich leiste? – Gerade wenn man älter wird, wenn die Kräfte schwinden, die Leistungsfähigkeit abnimmt, ist die Versuchung groß, sich auf die Mobilität der Jüngeren zu blicken und sich selbst zu bedauern.

Jesus will uns aus diesem Hin und Her herausholen. Er will uns in die neue Welt des Gottes Reiches führen. Im Gleichnis vom „gleichen Lohn“ spricht Jesus von dieser neuen Welt, in die sich alle einmütig einbringen. In ihr gilt das Gesetz der Hingabe an die Sache Gottes. In ihr reichen sich alle ohne Neid und Rivalität die Hände, weil alle den gleichen Lohn, die barmherzige Liebe Gottes, des Vaters, erhoffen und empfangen. Dort, wo das Reich Gottes in unsere Welt hineinbricht, breitet sich in unserer oft unruhigen Seele Ruhe und Frieden aus.

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Pater Zacharias und alle Brüder in Tabgha und Jerusalem wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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