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Dienstantritt

08. Januar 2023

„In unseren Familien gehören die Feiern der Taufe von Neugeborenen zu den sehr schönen und frohen Festen. Uns erfüllt Dankbarkeit für die Geburt eines Kindes; diesen Dank geben wir als gläubige Menschen an Gott weiter und zugleich bitten wir ihn um seinen Segen für das neue und noch ganz zarte Leben. Die Taufe des Herrn, die wir heute feiern, ist keine Kindertaufe. Es ist nicht der neugeborene Knabe aus Betlehems Stall, der hier getauft wird. Jesus, der Erwachsene, schon lebenserfahrene und mit der Welt vertraute Mann aus Galiläa kommt an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. ‚Für Jesus bedeutet diese Taufe eine Art Berufsweihe‘, heißt es im Impuls zum heutigen Hochfest im Schott.

Die heutige, zweite Lesung aus der Apostelgeschichte erinnert die Taufe Jesu ganz in diesem Sinne als Indienstnahme: ‚Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.‘ Man könnte mit der Vigil-Antiphon auch sagen: Jesus wird durch seine Taufe ‚gesalbt zum Werk der Erlösung‘. Als Jesus getauft wurde, tat sich der Himmel auf, der Geist Gottes kam auf ihn herab, und die Stimme aus dem Himmel bezeugte Jesus als den Gesalbten, den Messias, als den geliebten Sohn: ‚Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.‘

Berufsweihe, Amtsantritt, Salbung, Erwählung, Indienstnahme – die Not der Welt, das Leid der Menschen, durch seine hingebende Liebe zu verwandeln, das ist Jesu Dienst. Wir glauben, dass sich in seiner Taufe das Gotteswort erfüllt ist, das im Buch des Propheten Jesaja überliefert ist: ‚Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Nationen das Recht.“

Kenosis, Erniedrigung, Sanftmut, aufopfernde Liebe ist Jesu Dienst als Gottes Knecht, als Gottes geliebter Sohn. ‚Er schreit nicht und lärmt nicht‘ - würdevoll verkündet er die Menschenfreundlichkeit Gottes! Er ‚lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen‘ - sein Stil ist nicht marktschreierisch und populistisch! ‚Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus‘ - er achtet und schätzt wert auch das noch so Kleine und Geringe; er richtet auf und macht groß! ‚Ja, er bringt wirklich das Recht“ - es geht um die Wahrheit; er zeigt und benennt was gut und böse ist; klar ist sein Urteil; und doch bleibt er immer nachsichtig, dem Wohl und Heil des Menschen verpflichtet!

Gott sucht nicht irgendeinen ‚Dummen‘, der für ihn den Knechtsdienst leistet, der den Preis bezahlt und sein Leben hingibt; nein, er macht es selbst! Bei der Taufe im Jordan wird es offenbar: „Gott wurde Mensch, er entäußerte sich, wurde selbst zum Knecht. Er erniedrigte sich bis zum Tod am Kreuz“, wie es uns der Philipper-Hymnus lehrt. Gott wird Mensch, um uns die Augen zu öffnen und uns herauszuholen aus den oft selbst gemachten Kerkern. Er ist Mensch geworden, um uns aus der Dunkelheit zum wahren Licht zu führen.

Der Mann aus Galiläa, der sich von Johannes im Jordan taufen ließ, ist Gottes geliebter Sohn, Gott selbst, der zu unserem Heil Knechtsgestalt annahm, damit wir im Glauben an das große Geschenk der Erlösung unseren Lebensweg auf Erden gehen und selbst als Getaufte immer mehr bereit sind Knechte Gottes zu sein. Lasst uns als wahre Kinder Gottes leben! Amen.“

Pater Matthias und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

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