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Unser Heute

07. August 2022

„Ukraine, Taiwan, Gaza – und lasst uns auch Eritrea, Sri Lanka, Simbabwe nicht vergessen.

Pandemie, Klimawandel, Inflation.

Versagende Religionsgemeinschaften.

Und heute, in dieser Gegenwart, begehen unsere jüdischen Geschwister den 9. Av, das Gedenken an die Zerstörung des Zweiten jüdischen Tempels im Jahr 70 nach Christus. Trauer hängt spürbar über der Stadt, die uns Christen auch nicht kalt lassen kann.

Eine Mischung aus Zukunftsängsten, Wut, Niedergeschlagenheit und manchmal auch Verzweiflung und Zynismus liegt in der Luft.

Das ist unser Heute! Und heute versammeln wir Getaufte uns um dem Altar, um ein anderes Heute, nämlich das wöchentliche Osterfest, zu feiern.
In dieser Stimmungslage dürfen wir heute die Worte aus dem 11. Kapitel des Hebräerbriefs hören. Zur Zeit der Abfassung dieses Briefes, wohl um 90 oder 100 n.Chr., ist die missionarische Aufbruchsenergie, die etwa in den Briefen des Heiligen Paulus spürbar ist, längst verflogen. Desillusion klingt zwischen den Zeilen hindurch – willkommen in der heutigen allgemeinen Gefühlslage!

Der Verfasser des Hebräerbriefs spannt einen weiten Bogen in das Alte Testament: Abel, Henoch, Noach und vor allem Abraham und Sara. Diese ‚Wolke der Zeugen‘ steht für die Treue Gottes zu seinem Volk Israel, in das wir durch die Taufe als wilder Schössling eingepfropft sind. Die hier Genannten haben sich festgemacht in Gott – und Gott hat das Vertrauen dieser Glaubenden nicht enttäuscht.

Dies sich zu vergegenwärtigen ist so wichtig! Wenn die Kirche zu Gott betet, begnügt sie sich niemals ihn um etwas zu bitten, sondern erinnert zu Beginn jedes Gebets immer zuerst an das Heilshandeln Gottes in der Geschichte. Unser Glaube hat nämlich ein tragendes Fundament, das uns auch Kraft und Zuversicht für die Gegenwart und Zukunft geben kann!

Meine jüdischen Freunde beschreiben – halb im Scherz, halb im Ernst - das Wesen ihrer Religion gerne oft so: ‚Sie wollten uns umbringen, wir haben überlebt, lasst uns essen und feiern!‘ Vielleicht können wir unser sonntägliches Tun analog beschreiben: ‚Unser Leben ist in Bedrängnis und wir haben Angst vor dem Tod, ein anderer hat sein Leben für uns hingegeben und den Tod vernichtet, lasst uns mit ihm Mahl halten und feiern!‘“

Pater Nikodemus und alle Brüder in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Sonntag!

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