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Der liebende Blick

20. März 2022

„Der heutige Dritte Fastensonntag wird auch als Sonntag ‚Oculi‘ bezeichnet, und zwar nach dem Introitus dieses Sonntags aus Psalm 25: ‚Oculi mei semper ad Dominum‘. In der deutschen Übersetzung lautet dieser Eröffnungsvers in seiner Gänze wie folgt:
‚Meine Augen schauen stets auf den HERRN; denn er befreit meine Füße aus dem Netz. Wende dich mir zu und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und gebeugt‘ (Verse 15-16).

Der heutige Sonntag lenkt unseren Blick auf den Herrn, von dem wir erhoffen, dass er gnädig nach uns schaut und sich unser erbarmt. Es geht hier eben nicht um ein Glotzen, ein Gaffen, ein Beäugen, ein Starren, ein Stieren, ein Observieren, sondern um ein Schauen - ein sehnsüchtiges Schauen von uns Menschen, das auf einen liebenden Blick des Gegenübers hofft. Wie zwei Verliebte den intensiven Augenkontakt suchen, um dem anderen dadurch möglichst nahe zu sein, so tasten die Augen des Psalmisten suchend nach dem Angesicht Gottes. Er sehnt sich danach, von Gott angeschaut zu werden. Es ist ein hilfesuchender Blick aus dem Gefängnis der Einsamkeit und Niedergeschlagenheit; und zugleich ist es auch das gläubig-vertrauende Ausschau-Halten nach dem Befreier, der nicht enttäuscht.

Eines schwingt hier in großer Klarheit mit: Der Psalmist ist lediglich ein Antwortender; er ist einer, der den Blick erwidert. Der Herr selbst ist nämlich der Erst-Schauende von Beginn an: ‚Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut‘ (Genesis 1,31).

Lassen wir uns in dieser Fastenzeit neu von genau diesem liebenden Blick Gottes anschauen! Lasst uns mit dem Psalmisten den Mut haben, diesen Blick Gottes zu erwidern. Lasst uns darauf vertrauen, dass unser Herr es gut mit uns meint und dass er allein unsere tiefsten Sehnsüchte stillen kann.“

Pater Nikodemus und alle Mönche in Jerusalem und Tabgha wünschen Euch einen gesegneten Dritten Fastensonntag!

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